Ausflug zum 36. Ruhrhalbinsel-Open in Essen

Vom 8. Mai bis zum 12. Mai fand in Essen das 36. Ruhrhalbinsel-Open statt. Ein Turnier mit rund 120 Teilnehmern. Darunter einige Titelträger wie GM Daniel Hausrath. 7 Runden Schweizer System standen auf dem Programm. Mit dabei meine Wenigkeit.

Das Turnier begann unter schlechten Vorzeichen. Meine gebuchte Unterkunft stand unerwartet nicht zur Verfügung. So dass ich schnell und kurzentschlossen ein alternatives Hotel via Handy buchen musste. Stress direkt vor der ersten Runde. Dennoch begann das Turnier aus meiner Sicht gut. Ein Weiß-Sieg in der ersten Runde gegen einen Holländisch-Spieler ohne Wertungszahl (1607 war seine Turnierperformance) konnte eingefahren werden.

In der zweiten Runde musste ich gegen einen Spieler mit über 2000 DWZ und ELO bestehen. In schlechterer Stellung, aber dennoch mit Perspektive, unterlief mir ein Blunder, der meinen Läufer einstellte. Das Finale ließ ich mir nicht mehr zeigen und gab direkt auf.

In der dritten Runde wurde ich gegen einen 10-Jährigen gelost (DWZ 1326). Man sagte mir vor der Partie, dass er ein starkes Talent sei, dass von IM Christof Sielecki trainiert wird. In den ersten beiden Runden spielte er gegen 1900er jeweils Remis. Aufs Brett kam das Albin-Gegengambit. Zum Glück kannte ich mich hier relativ gut aus und kam auch schnell in Vorteil. Im Mittelspiel konnte ich meine Stellung weiter verbessern, so dass die Engine schon einen Gewinn aufzeigte. Leider verirrte sich mein Turm kurz vor dem Endspiel. Trotz zweier Mehrbauern war die Stellung ausgeglichen. Schwarz stand einfach aktiver mit seinen Figuren; insbesondere mit den Türmen. Die Partie endete im Remis. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen.

Runde vier war pures Kampfschach. Ich hatte Schwarz und spielte gegen die Zuckertort-Eröffnung eines Jugendlichen. Im 40. Zug und in ausgeglichener Stellung machte mein Gegner einen zweifelhaften Läuferzug, der die Partie zu meinen Gunsten kippte. Im Endspiel fehlte Weiß ein wichtiges Tempo, so dass ich hier einen weiteren Punkt einfahren konnte. 2,5 aus 4. Könnte schlechter laufen.

In der fünften Runde wurde ich an Brett 12 gegen Florian Sticker gelost. Ein sehr starker Spieler, der einige Jahre in der 2. Bundesliga spielte. Ich konnte mit Weiß einige Zeit mithalten. Im 18. Zug spielte ich aber eine kleine Ungenauigkeit, die mein Gegner dann sofort ausnutzte. Schließlich wurde ich klassisch überspielt. 8 Centipawn loss, keine Ungenauigkeiten, keine Fehler – das sagt die Engine über das Spiel von Florian. Im 38. Zug war es dann an der Zeit aufzugeben.

Die sechste Runde verlief unspektakulär. Eine Partie ohne Fehler oder Ungenauigkeiten auf beiden Seiten im Caro-Kann. Remis im 24. Zug. 3 von 6 Punkten.

Sollte das Turnier ein Erfolg werden, musste ich in der siebten Runde gegen einen auf dem Papier leicht stärkeren Gegner gewinnen. Nach 20 Zügen hatte ich eine hervorragende Stellung auf dem Brett (siehe Grafik). Weiß hatte tollen Raumvorteil und mit b6 ein nettes Feld für den Springer im Visier. Schon in Zeitnot, spielte ich an dieser Stelle einen schlechten Bauernzug (f3 – richtig wäre f4! gewesen), der ad hoc die Partie aus der Hand gab. Schwarz bekam starkes Gegenspiel, das ich mit sehr wenig Zeit auf der Uhr nicht verteidigen konnte.

Letzte Runde mit Weiß im 20, Zug

Und so beendete ich das Turnier mit 3 aus 7. Leider weniger als ich gehofft hatte (3,5 war das Ziel). Aber so ist das im Schach: mal verliert man, mal gewinnen die anderen. Dennoch war das Turnier ganz wunderbar und eine schöne Erfahrung. Sowohl in der Organisation als auch beim Spielort gab es nichts zu kritisieren. Das Ruhrhalbinsel-Open ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert und dürfte auch den Weg in meinen 2025er Turnier-Kalender finden.